In der Wikingerära war es zeitweise Brauch, wichtige Personen wie Regenten oder Clanoberhäupter mit wertvollen Beigaben zu bestatten, bis hin zu repräsentativen Schiffen. Eine solche, rekonstruierte Grabstätte ist an Fünens Kerteminde Fjord hautnah und teilweise unterirdisch zu erleben, eine einzigartige Attraktion in Dänemark – und zwar dort, wo mit einem zufälligen Fund vor bald 100 Jahren alles begann.
Die Entdeckung des Ladbyskibet: Als die richtigen Leute zur Stelle waren
Als Bauer Eriksen 1934 beim Umpflügen vergammelte Holzplanken entdeckte, tat er genau das Richtige: Er rief einen Hobby-Archäologen herbei, und der veranlasste eine behutsame Bergung. Fachleute des Nationalmuseums trugen die Erde ab, die Ausgrabung dauerte mehr als ein Jahr. Außer den Holzplanken wurden Tierknochen und -geschirr zu Tage gefördert, Fragmente von Gebrauchsgegenständen, Textilreste, Pfeilspitzen, insgesamt über 600 Einzelteile – die laut den beteiligten Archäologen über 1000 Jahre alt waren.
Es stellte sich heraus, dass die Holzplanken zu einem Schiff gehört hatten, auf dem ein verstorbener Häuptling der Wikinger mit weiteren Beigaben bestattet worden war, darunter auch Pferde und Hunde. Dass weder menschliche Skelettteile noch Waffen und (außer einem Silberteller) wertvolle Gebrauchsgegenstände gefunden wurden, nahmen die Archäologen als Beleg, dass der Grabhügel zwischenzeitlich von Plünderern heimgesucht und das Ladbyskibet genannte Totenschiff deswegen so stark zerstört worden war.
Stimmungsvolle Begegnungen unter der Erdoberfläche
Was von dem Ladbyskibet zu retten war, lässt sich heute in einem rekonstruierten, spärlich beleuchteten Grabhügel bestaunen: hinter Glas, wie in einem Mausoleum. Eine eindrucksvolle Stimmung erfasst die Besucher, die sich erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen, bevor sich das Totenschiff immer deutlicher vor ihren Augen abzeichnet. Auch die für viele unerwartete Länge des Schiffsrumpfes trägt dazu bei, dass hier unten zumeist eine angemessene Ruhe vorherrscht.
Das Ladbyskibet war fast 22 Meter lang und knapp 3 Meter breit. Einzelne Fundstücke bewiesen, dass es ein großes Segel gehabt haben muss, von dem allerdings nichts übrig blieb, ebenso wie vom Mast. Wichtige Details wie Verbindungsstücke wurden neu angefertigt, um die ursprüngliche Bauweise zu verdeutlichen. Gut erhalten ist der Anker, der im Vordersteven platziert wurde. Auch die Knochen jener Pferde und Hunde kehrten an Bord zurück.
Die Wikinger-Gesellschaft lebt auf
Im erweiterten Hauptgebäude wird die Zeit um über 1000 Jahre zurückgedreht: Ein Modell (1:10) stellt die Szene dar, wie das Schiff, der Verstorbene und die Beigaben beerdigt worden sein dürften, bis hin zum Grabgefolge – die letzte Reise des „Ladby-Königs“ stellt auch ein gelungener Kurzfilm nach. Der 7 Meter lange Ladby-Wandteppich, den 16 Stickerinnen in sechs Jahren anfertigten, berichtet wie in einem Comic vom Schiffbau der Wikinger im Allgemeinen und dem Ladbyskibet im Besonderen.
Die anspruchsvolle Ausstellung erzählt von der damaligen Wikinger-Gesellschaft in Dänemark am nahen Haff Kertinge Nor, von Begräbnisritualen und wie sich deren Schiffe auf dem Meer behaupteten. Ein Wandgemälde zeigt, wie der Clan damals am Kertinge Nor gelebt haben dürfte. Die Gesichtszüge einer Frau in Tracht errechneten Computer anhand eines Knochenfunds in der Region. Das Wandgemälde und die geschnitzten Figuren, die das Modell bevölkern, schufen arrivierte Künstler.
Unterwegs auf dem Außengelände am idyllischen Kerteminde Fjord
Das Fjordufer von Kerteminde mit seinen Wiesen und Bäumen überrascht als gepflegter, leicht gewellter Landschaftspark, wie geschaffen für ein ausgiebiges Picknick. Im Sommer liegt häufig „Ladbydragen“ am Steg vor Anker, ein exakter Nachbau des Ladbyskibet. Der Ladbydrache kann unmittelbar vom Steg aus begutachtet, aber aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden.
Richtig Action herrscht auf dem Außengelände landeinwärts am Hauptgebäude, vor allem in den Schulsommerfreien von Juli bis Mitte August. Dann können sich die Besucher unter Anleitung an Handwerk und verschiedenen sportlichen Übungen versuchen, die überwiegend mit dem Wikingerleben verbunden sind:
- Bogenschießen
- Speerwurf
- Wikingerkämpfe
- Holzbearbeitung
- Töpfern
- Archäologie
Weitere Aktivitäten und Stationen im Wikingermuseum Ladby
Ganzjährig angeboten wird die Aktion „Wikinger für einen Tag“, indem sich (nicht nur) Familien an der Rezeption gegen geringe Gebühr eine oder zwei Erlebnistaschen ausleihen, damit losziehen, die Umgebung erkunden und sich an Tätigkeiten ausprobieren, die in der Wikingerzeit zum Alltag gehörten, wie etwa ein Feuer zu entfachen oder Wolle zu spinnen. Die Taschen enthalten eine Karte, Aufgaben und via QR-Code ein Video mit hilfreichen Instruktionen. Die Mottos lauten:
- Feuer
- Wolle
- Knopf
- Messer
- Speer
- Spiel
- Sport
- Kampf
Bleibt noch der Museumsshop zu erwähnen, wo sich selbstredend alles um die starken, zur See fahrenden und Met trinkenden Männer und Frauen dreht und dem ein Cafébereich im Innenhof angeschlossen ist.
Wikingermuseum Ladby im Überblick – Adresse sowie häufige Fragen und Antworten
Das Wikingermuseum findet sich im Nordosten der Insel Fünen, nahe beim Hafenstädtchen Kerteminde. Von Nyborg und Odense aus benötigen Sie jeweils etwa 25 Minuten Fahrzeit, von Svendborg aus 40 und von Faaborg aus 50 Minuten. Der Parkplatz befindet sich etwa 300 Meter vom Museumszugang entfernt. Die Wege auf dem Außengelände sind nicht geteert, doch es sind Bänke zum Verweilen platziert. Das Museum ist ganzjährig geöffnet: von Juni bis August täglich, sonst dienstags bis sonntags; an Feiertagen gelten mitunter abweichende Öffnungszeiten.
Wikingermuseum Ladby
Lage | Fünen, im Nordosten |
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Eröffnet im Jahr | 1994 (mehrfach erweitert und modernisiert) |
Für Besucher ab | 0 Jahre |
Sind Hunde erlaubt? | Nur im Freien, angeleint |
Aktivitäten | Ganzjährig Wikinger für einen Tag, während der Sommerferien sportliche Wettkämpfe und Handwerk |
Besonderes | Stimmungsvoll der unterirdische Bereich |
Darf eigenes Essen mitgebracht werden? | Ja, im Freien |
Lage und Adresse
Geo-Koordinaten: 10.615198, 55.445401
Vikingevej 123
5300 Kerteminde
Dänemark
Ist der unterirdische Bereich des Wikingermuseums barrierefrei zu erleben?
Ja, es gibt Rampen und einen Aufzug. Ferner bekommt eine Begleitperson von Personen mit Handicap kostenlosen Eintritt.
Wie alt dürften die Überreste des Ladbyskibet und der Beigaben genau sein?
Die Archäologen haben die Funde auf die Zeit um 925 datiert – womit im Jahr 2025 ein Jubiläum bevorsteht.
War Bauer Eriksen gezwungen, sein Ackerland für die Ausgrabung zur Verfügung zu stellen?
Nein, ein wohlhabender Apotheker aus Odense erwarb eigens das Land, damit die Ausgrabung mit der gebotenen Sorgfalt stattfinden konnte.