Auch wenn es nur noch Erdwälle sind, die den Platz der ehemaligen Ringburg Aggersborg in Nordjütland am Aggersund markieren, so sind die Ausmaße der größten Wikingerburg Dänemarks auch für heutige Besucher wahrlich beeindruckend!
Strategisch perfekter Standort der Aggersborg
Kein geringerer als der Wikingerkönig von Dänemark und Norwegen Harald Blåtand war es, der die Aggersborg vermutlich in den späten 970er Jahren errichten ließ. Dafür wählte er einen Platz nördlich des Limfjords, ungefähr zwei Kilometer nördlich vom heutigen Løgstør. Das war strategisch sehr klug, denn dies war zum einen die schmalste Stelle des Limfjords. Von hier aus hatte er einen hervorragenden Blick über den Fjord, der bis ca. 1100 noch zu beiden Seiten in Nord- und Ostsee geöffnet und somit die wichtigste Verkehrsader in Ost-West-Richtung der Zeit war. Zum anderen war die Burg an einem der wichtigsten Heerwege durch Jütland, dem Ochsenweg, positioniert. Damit hatte Harald nicht nur Hoheit über die Ost-West-Verbindung, sondern auch Überblick darüber, was auf der Nord-Süd-Verbindung geschah. Außerdem konnte man eine frühere Bebauung am gleichen Ort nachweisen – die Platzierung der Aggersborg war also alles andere als Zufall.
Beeindruckende Ausmaße der größten Wikingerburg Dänemarks
Die Aggersborg muss ein beeindruckender Anblick gewesen sein, besonders vom Limfjord aus. Ein gewaltiges Bauwerk mit einem Wall und einer mit Holz verkleideten Palisade. Die Burg bestand aus einem 9 Meter breiten und etwa 4 Meter hohen kreisförmigen Wall, der von vier Toren durchbrochen wurde, die nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Im Inneren des Burgwalls verbanden zwei von Bäumen gesäumte Straßen die Tore und trafen sich im rechten Winkel in der Mitte der Anlage. In jedem der vier Quadranten befanden sich drei identische Blöcke mit jeweils vier Langhäusern - insgesamt 48 Häuser und jedes 32 Meter lang! An der Kreuzung der Straßen in der Mitte des Burgplatzes gab es einen Turm. Bei der Anzahl von Häusern kann man mit ungefähr 5.000 Mann rechnen, die sich hier in der Aggersborg aufgehalten haben.
Die geometrische Anordnung und der Grundriss sind eng mit den anderen vier dänischen Ringburgen verbunden. Die anderen dänischen Ringburgen sind:
- Fyrkat nahe der Stadt Hobro,
- Nonnebakken bei Odense
- Trelleborg bei Slagelse
- Borgring auf Seeland
So wird die Wikingerburg lebendig
Laden Sie sich für Ihren Besuch die App „Aggersborg“ des Vesthimmerland Museums herunter, mit ihr können Sie wie durch ein Fenster blicken und die Aggersborg in ihrer Blütezeit erleben. Starten Sie auf der Plattform, weitere Standorte für die App werden Ihnen von dort aus angezeigt (insgesamt gibt es vier). Außerdem gibt es die Möglichkeit, eine der Führungen mitzumachen, die das Vesthimmerland Museum das ganze Jahr hindurch anbietet. Termine finden Sie auf der Homepage des Museums vesthimmerland.dk
Am letzten Wochenende im August findet zudem ein wikingerzeitlicher Handwerkertreff an der Aggersborg statt. Hier können Sie neben altem Handwerk und der Kultur auch Themenführungen über das Gelände erleben.
Zahlreiche Funde an der Aggersborg
Im kleinen Museum in der Nähe des Erdwalls können Sie viele Fundstücke bestaunen, die Ausgrabungen an dieser Stelle zutage gebracht haben. Darunter sind Perlen aus Bergkristall, Teile von Glaskannen und auch ein Goldarmreif, dessen Kopie in der Ausstellung zu sehen ist.
Aggersborg gilt als einer der besten Orte, um mit Detektoren Funde aufzuspüren. Bereits in den 1990er Jahren wurden hier zahlreiche Funde gemacht. Dank ihnen konnte nachgewiesen werden, dass Aggersborg ein wichtiger Standort für den Landverkehr in Nord-Süd-Richtung war. Bei den Funden von Aggersborg handelt es sich hauptsächlich um Gegenstände aus Keramik, Stein und Metall. Die Artefakte sind einer der größten wikingerzeitlichen Funde in Dänemark und geben Einblick in das Leben und vor allem dem Handel in der Siedlung, die hier vor dem Bau der spätwikingerzeitlichen Ringburg existierte. Da es sich gezeigt hat, dass die Funde nicht nur aus der Ringburg stammen, arbeitet das Vesthimmerland Museum seit 2009 zusammen mit dem Thy-Mors Detektorforening, um die große Anzahl von Funden in dieser Region zu kartieren. Viele Artefakte stammen aus dem 6. und 7. Jahrhundert, aus der Wikingerzeit und auch noch aus dem Mittelalter. Es wurden Silber- und Kupfermünzen, ein Thorshammer und auch christliche Symbole gefunden.
Hier wird Geschichte lebendig
Das Ende der Burg
Der englische Kleriker Ælnoth berichtet Anfang des 12. Jahrhunderts, dass die Aggersborg während eines Aufstandes gegen König Knud den Hellige (Knud der Heilige) niedergebrannt wurde. Knud hatte sich durch wiederholte Eingriffe in überlieferte Rechtsordnung des Landes Feinde gemacht, und als er Truppen zusammenzog, um gegen England zu ziehen, kam es zum Aufstand. Er konnte fliehen, wurde jedoch in der Kirche von Odense ermordet. Von Valdemar Atterdag erneut aufgebaut, wurde die Aggersborg endgültig während des Bauernaufstandes im Jahr 1441 zerstört.
Aggersborg ist UNESCO-Welterbe
2023 wurden die fünf Ringburgen Dänemarks in die UNESCO-Welterbe Liste aufgenommen. Insgesamt stehen nun 12 Stätten für Dänemark auf der UNESCO-Welterbeliste:
- Grabhügel, Runen und Kirche von Jelling
- Dom von Roskilde
- Schloss Kronborg in Helsingør
- Das dänische Wattenmeer an der Nordsee
- Stevns Klint auf Seeland
- Ostseeinsel Møn als UNESCO-Biosphärenreservat in Dänemark
- Christiansfeld, die Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine
- Parforcejagdlandschaft auf Nordseeland
- Wikingerzeitliche Ringburgen
- Ilulissat-Eisfjord auf Grönland
- Kujataa auf Grönland: nordische und Inuit-Agrarlandschaft am Rande der Eisdecke
- Aasivissuit – Nipsat: Jagdgründe der Inuit
In der Begründung für die Aufnahme der Ringburgen heißt es: Diese fünf archäologischen Stätten bilden ein System monumentaler ringförmiger Festungen aus der Wikingerzeit, die ein einheitliches geometrisches Design aufweisen. Die zwischen 970 und 980 n.Chr. errichteten Festungen Aggersborg, Fyrkat, Nonnebakken, Trelleborg und Borgring lagen strategisch günstig in der Nähe wichtiger Land- und Seewege und nutzten die natürliche Topografie der sie umgebenden Landschaft für ihre Verteidigungszwecke. Sie sind ein symbolischer Beweis für die zentralisierte Macht der Jelling-Dynastie und ein Zeugnis für die sozio-politischen Veränderungen, die der dänische Machtbereich im 10. Jahrhundert durchlief.
Aggersborg Kirke
In unmittelbarer Nähe zur Aggersborg steht die Aggersborg Kirke. Sie gilt aufgrund ihrer fantastischen Lage als eine der schönsten Kirchen Dänemarks. Weithin sichtbar diente sie durch Jahrhunderte als Landmarke für Schiffe auf dem Limfjord. Um 1100 wurden Chor und Apsis aus Stein, das Kirchenschiff jedoch aus Holz errichtet. Ende des 12. Jahrhunderts errichtete man auch das Schiff aus Stein. Der Turm ist spätgotisch. Die für die Romanik typische Frauentür wurde mittlerweile zugemauert, die Apsis wurde entfernt. Trotzdem findet man Spuren davon. Als die Kirche 1976-77 restauriert wurde, fand man mehrere Runen im Putz. Ein Gruß von den Menschen, die hier vor gut 800 Jahren arbeiteten, aus einer Zeit, als Runen noch lebendige Schrift waren. Die lange Inschrift an der Nordwand lautet: "Gott (bewahre) Thorlich aus Hære (=norwegischer Hofname). Steh dort! Peter S(val)e hat geschrieben. Amen."
Faktentabelle Aggersborg
Lage | Nördlich des Limfjords nahe Løgstør |
---|---|
Wann errichtet | um 980 |
Von wem | Harald Blåtand |
Für Besucher ab | Keine Altersbegrenzung |
Öffnungszeiten | Wallanlage ganzjährig, Museum im Sommer |
Sind Hunde erlaubt | Ja |
Führungen | Vesthimmerlands Museum organisiert das ganze Jahr hindurch Führungen |
App | „Aggersborg“ |
Adresse
Geo Koordinaten: 56.995991943277474, 9.2549107857483
Aggersborg
Thorupvej 13
9670 Løgstør
Kostet der Besuch Eintritt?
Der Besuch der Aggersborg ist kostenfrei. Die Wallanlagen sind jederzeit zugänglich. Das kleine Museum, ebenfalls kostenfrei, ist im Sommerhalbjahr von 8-21 Uhr geöffnet
Was kann ich dort sehen?
Sie können den ringförmigen Erdwall der ehemals größten wikingerzeitlichen Ringburg erleben. Führungen, die das ganze Jahr hindurch vom Vesthimmerlands Museum angeboten werden (Daten auf vesthimmerlandsmuseum.dk , die App „Aggersborg“ (sowohl für Android als IOS verfügbar) sowie die kleine Ausstellung geben einen lebendigen Eindruck von der Blütezeit der Aggersborg.
Wer war eigentlich Harald Blåtand?
Harald I. Blåtand (Blauzahn) lebte von ca. 910-985/86 und war König von Dänemark und Norwegen. Er gehörte zur Jelling-Dynastie und führt das Christentum in Dänemark ein. Der Funkstandard Bluetooth wurde nach Harald Blåtand benannt und ist eine Hommage an seine Fähigkeiten zur Vereinigung mehrerer Fürstentümer zu einem großen Königreich. Das Logo zeigt die Initialen HB als Binderune der Runen Hagalaz und Berkano.