Bei Ihrer Anreise zum Ferienhaus am Limfjord fallen Ihnen sicherlich die vielen, weit in der Landschaft verstreuten landwirtschaftlichen Betriebe auf. Neben großen, hochmodernen Betrieben zieren viele kleine, alte Bauernhöfe das Panorama. Sie überlegen sicherlich, wie es sich hier so lebt - weit ab von allem. Bedeutend spannender ist aber die Frage, wie die Menschen auf dem Lande früher gelebt haben, als es noch keine Autos, Handys, Computer und moderne landwirtschaftliche Maschinen gab. Falls Sie das Leben auf dem Lande längst vergangener Tage hautnah erleben möchten, sollten Sie den Herregården Hessel im malerischen Vesthimmerland besuchen, der Sie unweit ihres Ferienhauses in Hvalpsund auf der Halbinsel Lovns begrüßt.
Ein ehemaliger Gutshof
Der Herregården Hessel ist ein ehemaliger Gutshof, der im Jahr 1391 erstmals schriftlich erwähnt wurde. Wahrscheinlich wurden die ersten Gebäude im Mittelalter nach Ende der Pest errichtet, die auch vor Dänemark keinen Halt machte. Der romantisch wirkende Vierlängenkomplex ist einer der letzten kleinen, komplett mit Reetdach versehenen Gutshöfe, die bis heute auf Jütland zu finden sind.
Bis ins Jahr 1950 wurde der in typisch jütländischer Bauweise errichtete Gutshof bewirtschaftet. Trotz diverser Umbauten und Renovierungen stammen sämtliche Gebäudeteile aus Zeiten des 18. Jahrhunderts. Die ganz besondere Scheunenkonstruktion, die nicht nur Zimmerleute zum Schwärmen bringt, wird auf das Jahr 1650 zurückdatiert. Die Stallungen und das Wohnhaus fielen 1702 einem Großbrand zum Opfer, der durch eine Unaufmerksamkeit beim Bierbrauen ausgelöst wurde. Die damaligen Eigner sorgten jedoch glücklicherweise dafür, dass beide Gebäude zügig neu errichtet und das wunderschöne Anwesen nicht aufgegeben und dem Verfall überlassen wurde.
Haupteinnahmequellen des Herregården Hessel waren von jeher die Ochsenzucht, die Ochsenmast und der Getreideanbau. Dies ist leicht nachzuvollziehen, da zwischen 1450 und 1750 Ochsen und Getreide die einzigen Exportprodukte des Landes waren, die nicht nur den Adeligen, sondern auch den Viehtreibern, Viehhändlern, Bauern und kirchlichen Grundherren profitable Gewinne versprachen. In der Blütezeit des Ochenshandels wurden von Jütland rund 45.000 Tiere pro Jahr nach Deutschland, in die Niederlande und teils sogar weiter nach England exportiert. Die Bedeutung des Ochsenhandels für Jütland erkennt man noch heute am sogenannten Hærvejen, dem Ochsenweg, der von Viborg auf Jütland bis nach Wedel nahe Hamburg verläuft, und bis heute als landschaftlich reizvolle Wander- und Radroute genutzt wird oder zu Hauptverkehrsstraßen umgewandelt wurde.
Vom arbeitenden Landgut zum interessanten Museum
Das reetgedeckte Landgut Herregården wurde bis in die 1950er Jahre aktiv bewirtschaftet. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte es mehreren Königen und Adeligen, die hier allerdings nie lebten, sondern den Herregården lediglich als Einnahmequelle nutzen. Die letzte offizielle Eignerfamilie war die Familie Elle, die den Gutshof im Jahre 1829 übernahm. Sie verwandelte den bereits recht verfallenen Hof in einen zeitgemäßen florierenden Betrieb. Glücklicherweise sind viele Aufzeichnungen des ehemaligen Verwalters Wilhelm Bruhn gefunden worden, die bis in das Jahr 1867 zurückreichen und detaillierte Einblicke über das Arbeiten und Leben auf dem Herregården in früheren Tagen ermöglichen.
Seit 1966 ist der Herregården ein von Ehrenamtlichen betriebenes Museum, das seinen Besuchern das damals meist beschwerliche Leben auf einem jütländischen Landgut näherbringt. Der kleine, hübsche Teich auf dem Hofplatz diente beispielsweise nicht der schönen Optik. Er war lediglich Tränke für das Vieh. Trinkwasser für die Bewohner musste nämlich wie damals üblich per Eimer von einer nahegelegenen Quelle geholt werden.
Das Wohnhaus ist bis heute so eingerichtet wie zu Zeiten der letzten Eignerfamilie, der Familie Elle. Sämtliche Möbelstücke und Dekorationen sind Originale und stehen bis heute genau so, wie sie die Familie damals arrangiert hat. Dadurch werden Sie als Besucher förmlich in das Leben der Familie zurückkatapultiert und es wirkt beinahe so, als würden Sie gute alte Bekannte besuchen. Auch die anderen Gebäudeteile, Stallungen und Außenbereiche offenbaren spannende Einblicke in frühere Zeiten.
Hessel erwacht aus Dornröschenschlaf
Regelmäßig - insbesondere in den Sommermonaten - erwacht der Herregården Hessel aus seinem Dornröschenschlaf. Das Museum wird von einer Vielzahl von Ehrenamtlichen aus der Umgebung betrieben, denen der Erhalt des früheren Landguts, der Traditionen und der Geschichte der Halbinsel Lovns am Herzen liegt. Neben einer Museumsleiterin und einem Handwerker sorgen verschiedene Arbeitskreise dafür, dass den Besuchern viele spannende Aktivitäten, Veranstaltungen und hautnahe Erlebnisse geboten und alte Traditionen und Handwerkskünste am Leben erhalten werden.
Die Arbeitskreise engagieren sich für das gesamte Jahr über für das Museum und widmen sich folgenden Themengebieten:
- Bierbrauerei
- Schnapsbrennerei
- Drechselkunst
- Bauerngarten
- Schmiedekunst
- traditionelle Trachten
- Knechte und Mägde
- Pferdewagen und Kutschen
- Küchenmädchen
- Webkunst
Jedes Jahr widmet sich das Museum einem übergeordneten Jahresthema. Das Thema des Jahres 2025 lautet “Draußen auf dem Feld”. Sie und Ihre Kinder haben die Möglichkeit, die traditionell gekleideten Landgutbewohner bei ihren alltäglichen Aufgaben zu beobachten, Feldarbeiten mit alten Landmaschinen zu erleben und bei der Ernte selbst tatkräftig aktiv zu werden. Sie blicken dem Schmied, der Weberin und dem Drechsler über die Schulter, backen mit dem Küchenmädchen Pfannkuchen auf dem Holzherd und rumpeln mit dem Pferdegespann über die Feldwege. Sommerkonzerte, Backtage, Erntetage, Bier- und Schnapsverköstigungen und die Eventtage “Gemütliche Weihnachten auf Hessel” runden das Jahresprogramm ab.
Herregården Hessel im Überblick
Das authentische bäuerliche Anwesen Herregården Hessel auf der Halbinsel Lovns führt Sie zurück in die Zeiten des späten 19. Jahrhunderts. Sie erleben hier mit Ihren Kindern, wie das Leben auf dem Lande früher einmal war. Das Museum präsentiert sich genauso malerisch und idyllisch wie die umliegende Natur am Ufer des Limfjords in Vesthimmerland. Von Ihrem Ferienhaus in Hvalpsund erreichen Sie den Herregården Hessel gut zu Fuß oder per Fahrrad. Lohnenswert ist der Besuch aber selbstverständlich auch, wenn Ihr Ferienhaus beispielsweise in Virksund, Trend oder Ertebølle liegt. In diesem Fall empfehlen wir Ihnen, im Anschluss an den Museumsbesuch die einzigartige Natur der reizenden Halbinsel auf einer Wanderung genauer in Augenschein zu nehmen oder zum Beispiel das Steinzeitalterzentrum Ertebølle oder die wikingerzeitliche Ringburg Aggersborg zu besuchen.
Lage | Halbinsel Lovns / Limfjord / Norddänemark |
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eröffnet | 1966 |
Thema | dänisches Landleben im 19. Jahrhundert |
Öffnungszeiten | 01. Mai bis 30. September |
Barrierefreiheit | nein |
Hunde | bis auf Café und Wohnhaus erlaubt |
Adresse
Hesselvej 40
Hvalpsund
9640 Farsø
Geo-Koordinaten: 56.68931931606023, 9.191349641818565
Sind kostenfreie Parkplätze vorhanden?
Ja, kostenfreie Parkplätze befinden sich direkt neben dem Anwesen. Falls Sie aufgrund einer körperlichen Einschränkung einen besonders nahe gelegenen Parkplatz benötigen, sollten Sie vor Ihrer Ankunft im Museum anrufen. Ein besonders nah am Eingang gelegener Parkplatz wird Ihnen dann vom Personal zugewiesen.
Wann lohnt sich der Besuch des Herregården Hessel besonders?
Informieren Sie sich am besten vor Ihrem Besuch des Herregården Hessel über etwaige Sonderveranstaltungen, wie beispielsweise die Erntetage oder die Backtage. An diesen Tagen erwacht das Museum aus seinem Dornröschenschlaf. Es wird durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter belebt. Sie erhalten viele Zusatzinformationen, können Handwerkern, Knechten und Mägden über die Schulter blicken und genießen hautnahe, authentische Einblicke in das Landleben früherer Tage. Den Veranstaltungskalender entnehmen Sie der Museums-Homepage.
Wie sind die Öffnungszeiten und Eintrittspreise des Museums?
01. Mai bis 30. September: dienstags - sonntags von 10 bis 16 Uhr
Außerdem ist das Museum in den dänischen Herbstferien wie auch in der Vorweihnachtszeit geöffnet.
Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene DKK 60,00 - in den Sommerferien und in den Herbstferien jedoch DKK 80,00. Für Kinder unter 18 Jahren ist der Zutritt zum Museum, wie in Dänemark meistens üblich, kostenlos. Bitte beachten Sie, dass für den Besuch einiger Veranstaltungen eventuell ein Aufpreis zu zahlen ist.